Talos

Ohne Bedauern – J.H.Z.

Buch Paul Schirnhofer

Bücher sind Wanderer – J.H.Z.

Bücher sind Wanderer

Gibst du mir ein Buch,

Riskierst du eine Wanderschaft,

Ohne Wiederkehr.

Gibst du mir einen Titel,

Sage ich dir wer du bist.

Ich entlasse meine Bücher,

In die Fremde meiner Freunde,

Sollen sie doch zum Teufel gehen.

Kartonweise würde ich sie verschenken,

Könnte ich mich von ihnen trennen.

Listen von Titeln schreibe ich,

Auf Geheiß meiner Freunde.

Oder ungefragt. Todo. Done.

Und das, und das, und das auch noch.

Eine Übersetzung – ultimative Reise.

Soviel Ego reist mit, soviel Unfug.

Ich will eine Übersetzung abschicken,

Wie einen Soldaten:

Nichts Überflüssiges.

Was soll man in den Briefen,

An die Zukünftigen verpacken?

Was hält eine Reise aus,

Die Jahrzehnte, gar Jahrhunderte dauert?

Mich interessiert allein die Haltbarkeit.

Dauerwurst? Konserven? Unverdauliches?

Verpacke ich frische Ware,

Die bald verdirbt?

Über diese Fragen,

kann ein Leben vergehen,

Ohne dass die Wanderschaft beginnt.

Ich betrachte meine Bücherregale,

Und Stolz erfüllt mich,

Ob dieser willkürlichen Ansammlung.

Ein Teil von mir ist dort ausgelagert,

Ein anderer Teil west in mir; Anekdoten.

Und Hass erfüllt mich,

Denn wenn ich wieder umziehen muss,

Werde ich meine Freunde anbetteln,

Und Umzugsexperten zahlen,

Damit sie sie Kistenweise übersiedeln.

Und wozu?

ich nehme sie nur mehr in die Hand,

Um sie abzuschicken,

Um sie umzuschlichten,

Oder um einen Titel zu finden,

Selten, um sie aufzuschlagen.

Meine Bibliothek besteht aus

Vielen Verlorenen,

Die auf der Reise verunglückt sind.

Nie sind sie angekommen,

Vor des Lesers Auge.

Sie sind vielleicht am Trockenen,

Warten aber vergeblich,

Auf ihren Bestimmungsort.

Doch sind manche von ihnen,

Durch so manche Station gegangen.

Ich habe kein Mitleid mit ihnen.

Sie sprechen zu mir kraft ihres Namens.

Ich muss sie nicht kennen,

Denn ihr Ruf eilt ihnen voraus.

Du empfiehlst mir ein Buch?

Hoffe besser, es ist online.

Je besser es ist, desto weniger Hoffnung.

Die unendliche Bibliothek hat Lücken,

Das ist jetzt nur um so offensichtlicher,

In der welt 2.0.

Die Übertragungsfehler häufen sich.

Alles was ich noch gebrauche,

Ist ein tragbares Gerät, und es leuchtet.

Keine Reiselampen mehr,

Diese Abominationen.

Lesen und schreiben zugleich,

Hintergrundbeleuchtung inklusive.

Im Reiseformat gross oder klein.

Tablet oder Telefon.

Nie konnte ich am Computer lesen.

Reisen kostet Geld. Und Zeit.

Es ist das Vergnügen vieler.

All Inclusive ist beliebt.

Paris die Stadt der Liebe.

Wanderschaft bedeutet Exklusivität.

Man wandert selten freiwillig.

Es gibt einen Kanon dazu,

Den singt man notgedrungen dazu.

Doch der Wege gibt es viele,

Manche brauchen eine Leitmelodie,

Und manche machen sich,

Aufs geratewohl auf.

Für manche ist es ein Sonntagsspaziergang,

Manche hängen ihr Leben dran.

Lifestyle. Drängen. Notwendigkeit.

Eine Sprache zu lernen auf dem Weg.

Eine neue Sprache in der alten Sprache.

Wer könnte eine erfinden?

iFlower

Mitternachts-Mittag – J.H.Z.

Alles zu bekommen und
Alles zu verlieren ist im Grunde
Ein und dasselbe.
Ich versuche von einem Glas Wasser
betrunken zu werden,
Ich versuche meine Madeleine zu finden,
Die Soft-Maschine anzuwerfen,
Und da mir das alles nicht gelingt,
denke ich geringer von mir,
als von denjenigen, die ich verachten will.

Deswegen übe ich mich
Täglich in der Liebe
Von der, wie Hashim-al-Sabbath sagt,
Die Liebe zu einem Menschen,
Nur ein kleiner Bruchteil ist.

Es gibt nichts zu verstehen,
Aber alles wird so leicht
Schlecht verstanden.

Niemand will sich die Wahrheit zumuten
Und das ist auch in Ordnung.

Ich glaube man muss die Worte sagen
Solange es sie noch gibt.

Sie werden immer aufs neue korrumpiert,
Verraten und verkauft,
wer will da schon von Wahrheit reden?
Aber ist das Grund genug,
morgens nicht aus dem Bett zu gehen?

Und ich ziehe mir vielleicht nicht gerne,
Tag für Tag die Hosen an,
und das Hemd darüber,
Aber ich tue es mit stoischem Gleichmut,
Ich heule und klage nicht, denn ich weiss,
dass ich bald schlafen kann.

Ich wurde alleine geboren,
und ich werde alleine sterben,
Aber dazwischen führe ich,
Meinen kleinen, glorreichen
wie aussichtslosen Kampf,
den Sinn der Worte zu erneuern.